Willy Fischel, Geschäftsführer des Handelsverbandes Spielwaren (BVS), führt es auf die gute wirtschaftliche Situation und den andauernden Trend zur Familiengründung zurück: Auch in 2016 werden aller Voraussicht nach die Ausgaben der Deutschen für Spielzeug steigen. Alle Vorzeichen sprechen zudem für ein erfolgreiches Weihnachtsgeschäft. Sollte es laufen, wie erwartet, wird der Spielzeughandel in diesem Jahr erstmals die Drei-Milliarden-Marke knacken. Das Weihnachtsgeschäft im November und Dezember hat mit gut 40 Prozent einen besonders hohen Anteil am Jahresergebnis.

Dieses Jahr freut sich der Handel besonders auf Weihnachten, denn länger als dieses Jahr kann die Adventszeit nicht sein: In 2016 ist bereits Ende November der erste Advent. Bis Heiligabend gibt es somit 28 Adventstage. Bei einem guten Jahresendspurt 2016 erwartet der Kölner BVS ein Umsatzplus von bis zu drei Prozent. Damit würde der Inlandsmarkt von 2,998 Milliarden Euro in 2015 auf 3,088 Milliarden Euro in 2016 wachsen. Eine Mehrheit des Handels rechnet nach einer Umfrage des BVS mit Marktwachstum im laufenden Jahr. 2016 werden die Deutschen damit das dritte Mal in Folge mehr für Spielwaren ausgeben als im Vorjahr. Noch 2015 sorgte ein starkes Weihnachtsgeschäft für ein unerwartet hohes Jahresplus in Höhe von über 6 Prozent.

Die Spielwarenhändler profitieren aktuell zusätzlich von einem Babyboom: So meldet das Statistische Bundesamt für 2015 ein neues Geburtenhoch von 737.575 Kindern (+3,2 Prozent). Gleichzeitig haben 2015 rund 400.000 Paare den Bund der Ehe geschlossen. Das sind 3,6 Prozent mehr als 2014.

2016 stand im Zeichen des Pokemon Go-Hypes. Die Jagd auf die kleinen Monster in freier Natur entfachte einen neuen Sammelboom. Auch Kinderspiele und Vorschulprodukte liefen gut – entsprechend wuchs der Umsatz bei Spielen und Puzzles bis Oktober 2016 um 8 Prozent. Die Fußball-WM im Sommer kurbelte zudem den Absatz von Panini-Aufklebebildchen an, was unter anderem für einen Zuwachs der Produktkategorie („Sonstiges Spielzeug“) um 11 Prozent bis Oktober sorgte.

Zu Weihnachten rechnet der BVS mit einer starken Nachfrage nach interaktiven feuerspeienden Drachen sowie Küken, die sich selbst aus dem Ei picken – damit wird das Kinderzimmer zur digitalisierten Abenteuerzone. Keine Frage: Spielzeugklassiker vom Teddybären bis zum Mini-Spielzeugauto haben einen festen Stammplatz auf dem weihnachtlichen Gabentisch. Und besonders Brettspielklassiker verbinden alle Generationen.

So viel König war der Kunde noch nie: Er wird stationär und im Internet „auf Händen getragen“. Am liebsten kaufen die Deutschen in stationären Geschäften. Dort geben sie 66 Prozent ihres Spielzeug-Budgets aus. Als Markttreiber bleibt der Onlinekanal wichtig. Immer mehr Händler verbinden reale Erlebnis- mit digitalen Einkaufswelten. Jeder dritte Spielzeug-Euro wird inzwischen im Internet ausgegeben – in den Onlineshops der stationären Händler und reinen Onlinehändler. Damit wächst der Onlineumsatz nach BVS-Prognose in 2016 weiter und weitet den Gesamtmarkt aus. Neben dem Onlinekanal werden die Lebensmitteldiscounter in 2016 ihren Marktanteil auf Kosten der Verbrauchermärkte und Warenhäuser steigern. Der Marktanteil des Fachhandels bleibt mit voraussichtlich 35 Prozent stabil: Vor allem kleine Unternehmen würden mit Mut, Fokus und Tempo bei der Umsetzung neuer Konzepte punkten; großflächigere Unternehmen rückten wieder näher zum Kunden, indem sie zentrumsnah bzw. in Einkaufszentren Geschäfte eröffnen. Generell gilt: Wer seinen Kunden gleichzeitig vor Ort und im Internet vielfältige Services bieten will, muss investieren. So eröffnen Internethändler stationäre Geschäfte, um ihre Kunden auch vor Ort ansprechen zu können und stationäre Händler Webshops, um permanent präsent zu sein.

Der Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels e.V. (BVS)
Der BVS vertritt die Interessen des Spielwaren-Einzelhandels aller Vertriebswege und Unternehmensgrößenklassen in Deutschland. Er ist dem Handelsverband Deutschland (HDE) angeschlossen, dessen Landesverbände die Delegierten der BVS-Mitgliederversammlung stellen. Außerordentliche Mitglieder sind die wichtigsten Einkaufskooperationen der Branche.