Am Dienstag, dem 5.11.2019, fand im Festsaal des Rathauses zu Münster wieder der traditionsreiche TRIALOG statt.

Zum „Umgang mit Behinderten im täglichen (Geschäfts-)Leben“ brachte Raul Krauthausen beim TRIALOG des Handelsverbandes NRW Westfalen-Münsterland konkrete Beispiele, die die Gäste zum Nachdenken anregten. Die Mitleidsmasche ist nicht sein Ding, das machte er schnell deutlich. Das mindert aber nicht das Engagement, auf unnötige Barrieren und Einschränkungen aufmerksam zu machen, aber auch Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten. Eines der Beispiele ist die preisgünstige Rollstuhlrampe, die eine wichtige Hilfestellung ist, wenn es um die Überwindung von 1 – 2 Stufen geht, die gerade bei älteren Gebäuden den Zugang für Rollstuhlnutzer hindert. Schon für weniger als 200 € kann bei Bedarf Abhilfe geschaffen werden. Wer die Eingangstür (bevorzugt selbst öffnend) gemeistert hat, könnte gerade in Supermärkten an einem Drehkreuz scheitern, das im Rollstuhl sitzend nicht an die Seite geschoben werden kann. Die Alternative, sich unter den Lamellen für den Einkaufswagen hindurchzuschieben, ist zugegebenermaßen nicht gerade würdevoll.

Raúl Krauthausen ist Mitbegründer der „Sozialhelden“, die sich zum Ziel gesetzt haben, dort, wo sich für Menschen mit Behinderungen Probleme auftun, diese zu lösen. Nicht der entschuldigende Ansatz, „man“ müsse mal das eine oder andere tun, steht dort im Vordergrund, sondern der Mut des Ausprobierens. Daraus seien bisher schon erfolgreiche Projekte wie u.a. die Wheelmap oder die Aktion, Pfandbons zu spenden, hervorgegangen.

Die Gäste mussten immer wieder feststellen, dass man oft gar nicht im Sinn hat, welche Barrieren im Alltag bestehen, sei es am zu hohen Briefkasten oder dem aufgrund seiner Höhe nicht bedienbaren Bankautomaten. Auch im öffentlichen Raum gibt es noch viele Verbesserungsmöglichkeiten. Beispielhaft seien behindertengerechte Toiletten in österreichischen U-Bahnhöfen oder Rolltreppen in Japan, die bei Bedarf zur Rollstuhltreppe umfunktioniert werden können.

Krauthausen, der seit seiner Geburt auf den Rollstuhl angewiesen ist, stellt klar, dass er wie auch andere Menschen mit Behinderung weder Mitleid noch Bewunderung braucht; entscheidend sei die Akzeptanz. Er fühle sich nicht an den Rollstuhl „gefesselt“und leide auch nicht unter all seinen Einschränkungen. Hier gebe die Sprache ein falsches Bild, was Krauthausen und andere Mitstreiter zu der Homepage Leidmedien.de motiviert hat, wo manche sprachliche Stolperstelle aufbereitet wird. So verwahrte er sich gegen die Formulierungen, jemand könne etwas „trotz“ seiner Behinderung, wo es korrekt sei, wenn jemand etwas „mit“ seiner Behinderung bewerkstelligen könne. Die Gäste waren jedenfalls beeindruckt und outeten sich spätestens beim anschließenden Come together, sich ein ums andere Mal ertappt gefühlt zu haben.