Der Handelsverband Deutschland (HDE) fordert in der Coronakrise passgenaue und flexible Lösungen für die Handelsunternehmen bei einer möglichen Aufstockung des staatlichen Kurzarbeitergelds. Die von der Gewerkschaft Verdi geforderte tarifvertraglich festgeschriebene Pauschallösung für alle Handelsunternehmen könnte ansonsten vor allem die Unternehmen überfordern, die derzeit von den Ladenschließungen betroffen sind.

„In dieser schwierigen Situation brauchen wir betriebliche Lösungen zum Kurzarbeitergeld. Gerade im Non-Food-Bereich bangen aktuell sehr viele Unternehmen um ihre bloße wirtschaftliche Existenz. Bei Umsatzausfällen von oft 100 Prozent könnten pauschale tarifliche Aufstockungen des Kurzarbeitergeldes viele Handelsunternehmen überfordern“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Es gehe darum, jetzt gemeinsam mit den Gewerkschaftsvertretern und den Arbeitnehmern daran zu arbeiten, dass möglichst viele Unternehmen und Arbeitsplätze diese Krise überstehen. Viele prominente Beispiele aus der Branche zeigen zudem, dass die Einzelhandelsunternehmen, denen es finanziell möglich ist, bereits aufgrund von Betriebsvereinbarungen eine Aufstockung zum Kurzarbeitergeld an die Mitarbeiter zahlen. Zudem haben sich bereits einige Unternehmen im weiterhin geöffneten Lebensmittelhandel freiwillig dazu entschlossen, aufgrund der derzeit erhöhten Arbeitsbelastung zusätzliche Prämien an ihre Mitarbeiter auszuzahlen.

Genth: „Kein Unternehmen, das wegen der Ladenschließungen Kurzarbeit in Anspruch nehmen muss, profitiert davon in wirtschaftlicher Hinsicht. Es geht hier ausschließlich um Schadensbegrenzung.“ Vor diesem Hintergrund schlägt der HDE auch vor, die bereits tariflich vereinbarte Lohnerhöhung für Handelsunternehmen in Not zu verschieben. Die Idee einer Tarifverschiebung auf Basis eines Tarifvertrages für Unternehmen in Not solle eine unkomplizierte und auch schnelle Möglichkeit für tarifgebundene Unternehmen mit akuten Liquiditätsproblemen bieten. In diesen Fällen komme ein Sanierungstarifvertrag nach komplexen und langwierigen Verhandlungen viel zu spät. „Es geht hierbei lediglich um eine Notoperation, um bedrohte Unternehmen zu retten“, so Genth weiter. Unternehmen, die nicht in finanziellen Schwierigkeiten seien, müssten die im Frühjahr anstehende Tariferhöhung selbstverständlich an ihre Mitarbeiter bezahlen.