Mit Blick auf die heutige Behandlung des Berufsbildungsberichts im Bundeskabinett macht der Handelsverband Deutschland (HDE) deutlich, dass sich das Berufsbildungssystem weiterhin auch unter schwierigen Rahmenbedingungen als robust und krisenfest erweist. Das Angebot an Ausbildungsplätzen im Handel ist während der Coronapandemie sogar stetig weiter gewachsen, die Handelsunternehmen hatten aber mit der eingeschränkten Berufsorientierung und dem allgemein zu verzeichnenden Rückgang an Bewerberinnen und Bewerbern zu kämpfen. Der HDE fordert deshalb eine deutlichere Kommunikation zur Attraktivität der dualen Berufsausbildung und entsprechende Maßnahmen bei der Berufsorientierung und in den Schulen.
„Das Ausbildungsengagement der Handelsunternehmen ist auch 2022 ungebrochen hoch und die Zahl der angebotenen Stellen für die Verkaufsberufe steigt weiter an. Das zeigen die aktuellen Daten deutlich“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Nach der Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit entfallen allein auf die beiden Kernberufe des Einzelhandels im April 2022 insgesamt 13,3 Prozent der angebotenen Ausbildungsstellen. Damit nehmen der dreijährige Ausbildungsberuf Kaufmann / Kauffrau im Einzelhandel mit rund 32.400 Ausbildungsstellen und einem Plus von 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat sowie der zweijährige Ausbildungsberuf Verkäufer / Verkäuferin mit knapp 28.600 Stellenangeboten und damit einem Plus von 26,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat wieder die beiden Spitzenpositionen im Ranking ein. Auch der neue Ausbildungsberuf Kaufmann / Kauffrau im E-Commerce verzeichnet mit 1.600 angebotenen Stellen ein Plus von 20 Prozent. Die praxisnahe Alternative zum Studium, die sogenannten Abiturientenprogramme des Handels, rangieren aktuell mit mehr als 10.700 Stellen auf Platz 8 im Ausbildungsmarktranking, was ein Plus von 16,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat bedeutet. Durch das Abiturientenprogramm können hochschulzugangsberechtigte Teilnehmer bis zu drei Abschlüsse in drei Jahren erreichen: Ausbildung, Fortbildung und Ausbilderschein. Insgesamt bietet der Einzelhandel als große Ausbildungsbranche jungen Menschen 60 verschiedene Ausbildungsberufe sowie Abiturientenprogramme und duale Studiengänge an.
„Es fehlen Bewerberinnen und Bewerber, um das große Ausbildungsangebot vollständig besetzen zu können. Das stellt viele Einzelhändler vor große Herausforderungen, zumal sie ihren Fachkräftebedarf decken müssen“, so Genth weiter. Auch wenn die Händler Ende letzten Jahres im sogenannten Nachvermittlungszeitraum noch einige Ausbildungsverträge schließen konnten, war die coronabedingt eingeschränkte Berufsorientierung, wie ausgefallene Ausbildungsmessen oder Berufsorientierung an Schulen, allgemein spürbar. „Jungen Menschen muss die Attraktivität der dualen Berufsausbildung deutlich kommuniziert werden. Im Einzelhandel haben über 80 Prozent der Führungskräfte ihre Karriere mit einer Ausbildung begonnen. Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz und eine gute berufliche Laufbahn stehen sehr gut.“ so Genth. Der HDE fordert den Ausbau von digitalen Berufsorientierungsangeboten, ebenso wie eine verlässliche Berufsorientierung an allen allgemeinbildenden Schulen und bei den Arbeitsagenturen. Genth: „Die beruflichen Schulen müssen attraktiver werden. Hier geht es um eine Investitions- und Innovationsoffensive bei den Ausbildungskonzepten, die moderne technische Ausstattung und um Weiterbildungen für Lehrkräfte. Bund und Länder sind gemeinsam gefordert.“