Einmal im Jahr trifft sich unser gewähltes Einzelhandels-Parlament – bestehend aus den rund 100 Orts- und Fachvorständen der Region OWL – und diskutiert zunächst über Internes und über alles was den Einzelhandel in unserer Region betrifft. Die wirtschaftsstarke Stadt Delbrück wurde als Austragungsort für unsere diesjährige Delegiertenversammlung ausgewählt. Begrüßt wurden unsere Delegierten im internen Teil durch Johannes Dunschen – Vorsitzender des Ortsvorstandes aus Delbrück.
Gut die Hälfte unserer stimmberechtigten Delegierten waren anwesend oder haben in Einzelfällen das Stimmrecht auf einen Vertreter übertragen, so dass der von uns vertretene Einzelhandel mit einem Umsatz von rund 10,6 Milliarden € pro Jahr auch angemessen vertreten war.

Nachdem wir Corona-bedingt erst im letzten Herbst in Rheda-Wiedenbrück zu Gast waren, sind wir wieder zurückgekehrt auf unseren angestammten Termin kurz vor den Sommerferien. Auch konnten wir im öffentlichen Teil wieder fast 100 Gäste aus den Bereichen, Handel, Dienstleistungen, öffentliche Institutionen, befreundeten Verbänden und Kammern sowie einige politische Vertreter (Ratsmitglieder, Bürgermeister, Landrat, MdL oder MdB) begrüßen.

Um 14:30 Uhr startete dann der öffentliche Teil mit der Ansprache unseres Vorsitzenden Prof. Dr. Johannes Beverungen. Nach den Grußworten von Herrn Werner Peitz (Bürgermeister der Stadt Delbrück) und Herrn Christoph Rüther (Landrat des Kreises Paderborn), folgte der mit Spannung erwartete Vortrag „Erfolgsfaktoren des Wirtschaftsstandortes Delbrück“ von Herrn Fritz-Wilhelm Pahl, der als erfolgreicher Unternehmer sowie auch als Ehrenpräsident der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld zu unseren Gästen sprach. Anschließend ging es dann raus vor die Tür. Dort erwartete unsere Gäste wahlweise eine historische Stadtführung oder eine Führung mit dem Titel „Zukunft.Innenstadt.Delbrück“ und endete dann zum Ausklang mit guten Gesprächen beim westfälischen Schinkenbrot & Getränken.

Rede unseres Vorsitzenden – es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Landrat Rüther,
sehr geehrter Herr Bürgermeister Peitz,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

zuvorderst die gute Nachricht: Der Handel in OWL ist lebendiger denn je!
Nach über zwei Jahren mit Corona, vielen Monaten im Lockdown und jetzt seit Wochen auch noch Krieg mitten in Europa werden immer noch fast 85 Prozent der Einzelhandelsumsätze über alle Branchen hinweg im stationären Handel erzielt. In Summe rund 10,6 Milliarden Euro in OWL. Eben durch die Menschen in unserer Region bei den vielen Händlern, deren gewählte Vertreter hier und heute zusammengekommen sind.
Kürzlich durfte ich auf unserer Jahrespressekonferenz Ende April die Umsatzzahlen aus Deutschland sowie aus OWL und den einzelnen Kreisen vortragen. Die Zahlen als solches sind nach wie vor beeindruckend, dennoch liegt eine ganz schwere Zeit hinter uns und durch die vielfältigen Inflationsrisiken sind die Zukunftsaussichten alles andere als rosig. „Das Jammern ist des Kaufmanns Gruß“ wird immer wieder gerne zitiert, aber der stationäre Einzelhandel hat in den letzten zwei Jahren wirklich eine schwere Zeit durchmachen müssen. Das heute so viele Händlerkollegen den Weg nach Delbrück eingeschlagen haben, freut uns sehr. Das wir heute so viele weitere Gäste begrüßen können, das ehrt uns umso mehr!
Erlauben Sie mir ein paar Zahlen zur besseren Einordnung: Laut des Statistischen Bundesamtes setzte der bundesweite Einzelhandel in 2021 rund 587,8 Milliarden € um. Ein Plus von 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die positive Gesamtzahl ist aber trügerisch. Darin enthalten sind die bundesweiten Online-Umsätze von 86,7 Milliarden €, die erneut deutlich um 19,2 % im letzten Jahr zugelegt haben. Der stationäre Einzelhandel hingegen musste ein Umsatz-Minus um 0,7 % auf 501,1 Milliarden € hinnehmen. Das hört sich zunächst wenig dramatisch an, aber in einzelnen Branchen sind die Verlust-Raten schon deutlicher.

Die größten Verlierer in der Coronazeit sind die Geschäfte in den Innenstadt-Lagen unserer Städte – begründbar vor allem durch die Einschränkungen bis hin zum Lockdown im Zeitablauf. In der Corona-Chronik vom 18.03.2020 bis zum 31.01.2022 war der stationäre Einzelhandel von den insgesamt 569 Verkaufstagen zu fast 50 Prozent, also ziemlich genau an 263 Tagen geschlossen oder nur mit Einschränkungen zu betreten. Wir erinnern an Testnachweise täglich neu oder 48 Stunden alt oder geimpft, doppelt geimpft oder mit Booster, 2G oder 3G usw. – also die ganze Batterie an unterschiedlichen Regelungen im stationären Nonfoodhandel. Das verunsicherte die Kunden und Nutznießer waren die Online-Riesen.

Ich komme gerade von einem längeren USA Aufenthalt zurück. Dort sieht man eine ähnliche Entwicklung, allerdings wesentlich stärker ausgeprägt, weil es die staatlichen Hilfen wie Kurzarbeit und Corona-Hilfe in klassisch kapitalistischen Systemen schlichtweg nicht gab und gibt. In Santa Barbara zum Beispiel, eine pittoresken Einkaufsstadt in Südkalifornien (der Herzog und die Herzogin von Sussex sind erst vor einem Jahr dorthin gezogen), stehen zurzeit etwas 20 Prozent der Handelsflächen in der Innenstadt leer oder zum Verkauf. Hier wird schmerzlich deutlich, wie sehr die Symbiose zwischen Handel, Kultur und Gastronomie ins Missverhältnis geraten ist. Nur zum Essen und Trinken kommen die Touristen und die Einheimischen nicht mehr in die Stadt. Es ist zwar schön, aber auch schön langweilig geworden. Die Logistikbranche macht zwar einen guten Schnitt mit dem Bringen und Abholen von Ware, aber die Stadt und die Menschen wünschen sich das Leben wieder zurück. Händler, die das Leben bunt und vielfältig gemacht haben, Anregungen zum Kauf und Service für danach angeboten haben, mussten in der Pandemie aufgeben. Sie fehlen sehr und das belastet die gesamte Stadt und das Stadtbild.

Sie zurückzubringen erfordert viel Kraft und Geld und ob es dann überhaupt gelingt, bleibt abzuwarten. Darüber hinaus sieht man auch schon die Grenzen des Onlinehandel, der kapitalgetrieben seine Verluste im klassischen Handel durch Quersubventionierung aus anderen Geschäftsfeldern und frischem Kapital von der Börse ausgleichen konnte. Durch die deutlichen Verluste an der NASDAQ scheint auch hier eine gewisse Bodenbildung erreicht zu sein. Auch der Klimaschutz wird mehr und mehr zum Thema. Man muss kein Abi haben um zu verstehen, dass eine Retourenquote von 70 bis 80 Prozent wenig mit Nachhaltigkeit zu tun hat. Anderer Leute Geld ausgeben ist schön, sein Geschäftsmodell auf Wachstum in der Zukunft auszurichten ist hipp, konkret in der Gegenwart betriebswirtschaftlich erfolgreich zu sein ist eine andere Sache. So ist die Situation in den USA bedenklich und mehr und mehr Konsumentinnen und Konsumenten entscheiden sich, ihr Geld in der Gegend zu lassen und heimisch zu konsumieren, um ihre Stadt vital und lebensfähig zu halten. Leicht ist dies nicht, noch überwiegen die Verlockungen des digitalen Konsums und das habitualisierte Kaufverhalten aus der Pandemie (Home-Shopping).

Also wenn wir diese furchtbaren Entwicklungen bei uns nicht haben wollen, dann müssen wir alle unseren Teil dazu beitragen und unsere Innenstädte lebendig, attraktiv und vielfältig halten. Bislang war der Handel „die Leitfunktion“ unserer Innenstädte und wenn das auch für die nächsten Jahrzehnte in Teilen noch weiterhin Bestand haben soll, dann müssen große Anstrengungen unternommen werden. Wenn unsere Innenstädte also nicht zu reinen Schlafstädten verkommen, sondern weiterhin Orte der Begegnung bleiben  sollen, dann braucht es mehr Aufmerksamkeit von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft – also von uns allen einen stärkeren Fokus auf die Leitfunktion Innenstadt.

In Folge der Pandemie ist der Investitionsbedarf vor Ort in unseren Stadtkernen groß, doch Händlerinnen und Händler sind nach den langen Lockdowns wirtschaftlich ausgezehrt. Sie sind in erster Linie froh, überlebt zu haben und freuen sich wieder ihre Kunden zu bedienen und zu beraten. Aber sie brauchen aufgrund der strukturellen Veränderungen auch Unterstützung von der Politik.

Investitionen in die zentralen Versorgungsbereiche unserer Innenstädte sind dabei ein wichtiger Schritt um die Attraktivität unserer Städte zu erhalten. Ich möchte hier aus meiner Rede im Herbst letzten Jahres aus Rheda-Wiedenbrück zitieren, denn was haben wir für wunderschöne Innenstädte in OWL. Eben genau dieses „Pfund“ muss gehegt und gepflegt werden. Revitalisierung steht daher ganz oben auf unserer To-Do-Liste: Es geht um zukunftsfähige Innenstädte und auch um weitere städtebauliche Maßnahmen.
Die neue Bundesregierung muss hierzu vielfältige Maßnahmen einleiten, aber die Gestaltung von zukunftsfesten Innenstädten, Ortskernen und Stadtteilzentren ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Hier müssen alle Stadtakteure koordiniert eingebunden werden. In einigen Städten unserer Region passiert das schon, aber vielerorts leider noch zu wenig. Straßensperrungen und Verkehrsversuche kommen in einer Zeit, wo sich der Handel gerade langsam erholt zur Unzeit!

Mobilität neu denken, Erreichbarkeit des Handels sicherstellen

Ein trauriges Beispiel bot hierzu die Stadt Bielefeld im letzten Jahr. Trotz großem Umbau und Vollsperrung für zwei Jahre des zentralen Verkehrsknotenpunktes Jahnplatz, hat die verantwortliche Politik vor Ort noch weitere Verkehrsversuche und zusätzliche Straßensperrungen rund um die Altstadt zeitlich befristet eingefädelt. Wenn aber gut 30 % der Kunden von Außenhalb kommen und man im Oberzentrum nur im Dauerstau steht, dann spricht sich das in der Region rum und die Auswärtigen bleiben weg. Am Ende reißt das ein Minus von fast 90 Mio. € in die Bielefelder Umsatzstatistik. Hoffentlich hat Politik aus den Verkehrsversuchen gelernt und zieht die richtigen Schlüsse daraus. Es sieht aber eher schlecht aus, da ein Lenkungskreis als zunächst gewünschtes Gremium in den aktuellen Plänen der Stadt plötzlich nicht mehr auftaucht.

In vielen weiteren Städten in OWL werden derzeit neue Mobilitätskonzepte erarbeitet. Die Stadt Paderborn hat z.B. jetzt ihr integriertes Mobilitätskonzept (IMOK), vorgelegt. Der Maßnahmenkatalog enthält auch einschneidende Schritte für den Individualverkehr. Um den inneren Ring zu entlasten, soll bspw. der überörtliche Verkehr durch gezielte Beschilderung aus der Innenstadt ferngehalten werden. Perspektivisch sollen bis 2035 wesentliche Anteile des innerstädtischen Individualverkehrs auf Bus, Bahn oder Rad umgelenkt werden. So weit, so gut!

In Bezug auf die Erreichbarkeit der Innenstadt enthält das Konzept auch einige radikale Einschnitte, die aus Handelssicht nicht zu akzeptieren sind. U.a. schlägt das neue Paderborner Mobilitätskonzept vor, den Autoverkehr nur noch als Einbahnstraße über den inneren Ring zu führen, um so auch mehr Platz für zusätzliche Busspuren und breitere Fahrradstreifen zu ermöglichen. Ein neues Parkraumkonzept soll den Verkehr entlasten. 400 innenstadtnahe Stellplätze sollen wegfallen und an anderer Stelle weit ab von der City neu entstehen. Bei diesen Überlegungen wird schnell vergessen das das Oberzentrum Paderborn eine wichtige Versorgungsfunktion für auswärtige Kunden wahrnimmt. An bestimmten Einkaufstagen kommen bis zu 50 % der innerstädtischen Handelskunden vornämlich mit dem PKW aus dem Umland in die City. Eine Beschränkung der Zuwegung führt zur Abschreckung von Besuchern und mündet letztlich darin, dass viele Kunden sich andere Ziele zum Shopping und Verweilen aussuchen. Die Mobilitätsinteressen insbesondere der auswärtigen Kunden müssen deshalb zwingend Berücksichtigung finden.

Auch die Hansestadt Herford will ein modernes, nachhaltiges und damit klimafreundliches Mobilitätskonzept auf den Weg bringen. Die Aufstellung des gesamtstädtischen Mobilitätskonzeptes ist eine der Kernaufgaben der Stadtverkehr Herford GmbH und stellt einen wichtigen Schritt für die Verkehrswende in Herford dar. Das Ziel ist, alle Verkehrsmittel und Verkehrsteilnehmer in der Stadt gleichberechtigt zu betrachten und miteinander zu vernetzen.
Leider ist die Diskussion rund um das Thema Mobilität und Verkehrswende oft ideologisch geprägt und berücksichtigt dabei nicht immer die Interessen des Handels der zwingend auf die Erreichbarkeit durch alle Verkehrsträger angewiesen ist. Der Spagat zwischen Aufenthaltsqualität und Erreichbarkeit muss gelingen ohne die einseitige Verteufelung des PKW-Verkehrs. Hier muss die Balance zwischen ökologischer Verträglichkeit und ökonomischer Vernunft gefunden werden, sonst stirbt die Einkaufstadt in Schönheit, weil ihr die Besucherfrequenzen fehlen.

Trotzdem, am Ende soll also das Auto immer mehr herausgedrängt werden, obwohl es in unseren Flächenkreisen das mit Abstand wichtigste Transportmittel ist und nicht eben mal so substituiert werden kann. Parkgebühren sollen drastisch erhöht werden, Straßen sollen umgewidmet werden, aber der ÖPNV wird nicht nachhaltig gefördert. Ein bundesweites 9-Euro-Tiket für 3 Monate – das soll die Menschen zu neuen Pendlern im ÖPNV machen?

Das ist eher Symbolpolitik und ein unglaublich teures Strohfeuer für 2,5 Milliarden Euro, denn nach 3 Monaten ist schon alles wieder vorbei. Keine Nachhaltigkeit, kein Umdenken, nach kurzer Zeit wird alles wieder auf null gedreht. Viel besser wäre es doch, wenn echte Alternativen zum Autoverkehr auf bedeutenden Pendlerachsen entstehen würden. Bis 2025 soll z.B. die alte TWE-Strecke zwischen Verl über Gütersloh bis nach Harsewinkel wieder in den Regelbetrieb gehen. Die Gleise liegen, die Strecke gibt es seit Jahrzehnten und wird im Güterverkehr regelmäßig genutzt. Trotzdem dauert es über 30 Jahre endloser Diskussionen bis es endlich soweit ist: Von morgens 6:00 bis abends 22:00 Uhr, zunächst leider nur im Stundentakt mit ganz neuen E-Zügen: Ganz sicher die richtige Entscheidung. Die Verlängerung weiter zwischen Verl bis Hövelhof – also knapp 13 km und somit der Lückenschluss zur Verbindung an die Strecke Bielefeld – Paderborn wird wahrscheinlich wieder ein Jahrzehnt oder länger dauern. Nochmal: Die Schienen liegen schon, was fehlt sind nur ein paar neue Bahnübergänge mit Schranken und vielleicht ein weiter Halt auf halber Strecke in Kaunitz. Die Taktung sollte verkürzt werden und insgesamt dürfen solche Maßnahmen niemals so lange dauern. Hier muss einfach mehr passieren!

Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren

Erfreulicher als die Diskussion über die Notwendigkeit der Erreichbarkeit des Handels im Zuge der Verkehrswende, sind die Gelder die die Landesregierung Nordrhein-Westfalen für ein landeseigenes Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren zur Verfügung stellt.

Beispielsweise hat allein die Stadt Detmold rund 2,4 Millionen Euro aus dem Sofortprogramm erhalten. Die erste Fördersumme in Höhe von 550.000 Euro dient der Anmietung von Leerständen durch vergünstigte Weitervermietung. Hier konnten bereits zahlreiche Erfolge verzeichnet werden. Seit dem Start des Sofortprogramms zur Stärkung der Innenstädte im Juni 2021 konnten bislang insgesamt 13 Projekte in der Innenstadt Detmolds durch Mietzinserleichterungen gefördert werden.

Das zweite Förderpaket für die Stadt Detmold in Höhe von 1,5 Mio. Euro beinhaltet die anteilige Kostenübernahme für den Abriss des ehemaligen innerstädtischen Einkaufscenters „Hornsches Tor“. Nach jetzigem Planungsstand soll im Frühjahr 2023 mit den Abrissarbeiten begonnen werden, um dann den Weg frei zu machen für eine neue attraktive Nutzung mit Handelsschwerpunkt.

Das dritte Förderpaket in Höhe von 240.000 Euro soll für die Stärkung der Aufenthaltsqualitäten im öffentlichen Raum verwendet werden. Ein weiteres Förderpaket in Höhe von 108.000 Euro steht noch aus. Auch für den Bereich der Digitalisierung des Handels hat das Land weitere Mittel zur Verfügung gestellt.

Ebenso wie in Bünde, das durch das Förderprogramm bereits das zehnte Objekt im Zentrum erfolgreich vermitteln konnte. Hintergrund ist auch hier das „Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren“ des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Stadt Bünde erhält daraus Fördermittel, um Leerstände zu reduzieren und die Frequenz und somit die Attraktivität der Innenstadt nachhaltig zu steigern. Koordiniert wird das Projekt zwischen Eigentümern und Mietern vom Bünder Stadtmarketing. Das Förderprogramm gibt den Anstoß zu weiteren Geschäftsgründungen, wie Einzelhandels-Startups, Gastronomie-Startups sowie Dienstleistungen mit Publikumsverkehr.

Politik hat verstanden, dass die Förderung der Innenstädte notwendig ist, aber ob grundsätzlich die Fördertöpfe immer den größten Nutzen stiften, nun, da bin ich mir sehr sehr unsicher. Das verschlingt so unglaublich viel Steuergeld durch komplizierte Beantragungsverfahren, die zunächst erarbeitet werden müssen. Anschließend müssen Förderanträge gestellt werden. Nach Einreichung werden die Anträge geprüft und hoffentlich bewilligt. Später müssen Verwendungsnachweise erbracht sowie überprüft werden. Eine Menge bürokratischen Aufwands, der einen Großteil der Gelder verschlingt ohne tatsächliche Verbesserungen vor Ort zu erreichen!

Weitere Themen aus der Region

Die drei Kommunen Vlotho, Herford und Bad Salzuflen sind eine gemeinsame Bewerberregion und möchten gemeinsam LEADER-Region für den Förderzeitraum 2023 bis 2028 werden. Was bedeutet eigentlich LEADER? LEADER kommt aus dem Französischen und bedeutet übersetzt: Liaison Entre Actions de Développement de l‘Économie Rurale (Verbindung zwischen Maßnahmen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft). Das Programm dient der Strukturförderung des ländlichen Raums und wird finanziert aus dem „Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums“ (ELER). Ziel der Förderung ist die Unterstützung einer eigenständigen und nachhaltigen Regionalentwicklung.

Vor dem Hintergrund der Entwicklungen im stationären Einzelhandel, dem Online-Handel und den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Innenstädte hat sich die Stadt Vlotho für eine Fortschreibung des kommunalen Einzelhandelskonzeptes entschieden. Ein Arbeitskreis aus ausgewählten Akteuren/innen soll die Fortschreibung des Einzelhandelskonzeptes begleiten und die vorgestellten Inhalte diskutieren. Ergänzend soll auch die Öffentlichkeit über eine Projektwebseite über die Konzeptfortschreibung informiert werden und die Möglichkeit zur Beteiligung erhalten.

Mit dem strategischen Energie- und Wärmekonzept „Minden 2040“ sollen die Themen Wärmeversorgung und Sektorenkopplung in einer mittel- bis langfristigen Strategie berücksichtigt werden. Ein vernetztes Denken zwischen den relevanten Akteuren und Verbrauchssektoren in Minden führt zu mehr Energieeffizienz sowie zur Erhöhung der Energieerzeugung aus regenerativen Energiequellen und Abwärme. Mit dem Energie- und Wärmekonzept erhält die Stadt Minden ein Instrument, um die zukünftige Stadtentwicklung strategisch an den beschlossenen Klimaschutzzielen auszurichten und systematisch die dafür erforderlichen Weichenstellungen vornehmen zu können.

Alles interessante und wichtige Themen, an denen wir vor Ort als Handelsverband mitwirken. Wir möchten die heutige Zusammenkunft nutzen um diese Themen nochmals in die Öffentlichkeit zu tragen. So auch das nächste ganz wichtige Handelsthema „verkaufsoffene Sonntage“. Ein ebenfalls großes Hemmnis ist die nach wie vor schwierige rechtliche Lage. Ganz außer Zweifel sind diese wenigen verkaufsoffenen Sonntage bei vielen Kunden sehr beliebt. Gleichfalls ist die Personalplanung durch Zuschläge oder Freizeitausgleich schnell erledigt bzw. nach vielen Wochen und Monaten der Kurzarbeit in den letzten zwei Jahren sogar besonders stark durch die Mitarbeiter nachgefragt. Umso unverständlicher das sich eine bestimmte Gewerkschaft nach wie vor gegen den erklärten Willen Ihrer eigenen Mitglieder stellt. Dies ist rational nicht zu verstehen, kontraproduktiv und allem Anschein in OWL besonders schlimm, denn in Köln und Düsseldorf finden die verkaufsoffenen Sonntage mit Zustimmung der Gewerkschaft regelmäßig statt. Mein Eindruck ist, dass sowohl die Kunden, die Beschäftigten als auch die Unternehmen diese wenigen verkaufsoffenen Sonntage begrüßen. Nur die Gewerkschaften sind dagegen und die Politik kriegt keine bundesweit rechtliche sichere Regelung hin. Auch das muss endlich besser werden. Wie schnell man sich auch bundesweit einig sein kann, dass haben die Corona-Maßnahmen gezeigt. Hier muss Politik endlich Besserung erwirken!

Zum Schluss noch einmal eine echte Erfolgsgeschichte, wo die Zukunftsfähigkeit des Handels durch Förderung ganz gezielt gestärkt wird. Um kleine und mittlere Handelsunternehmen bei der Digitalisierung zu unterstützen hat das Land NRW das Förderprogramm: „Digitalen und stationären Einzelhandel zusammen denken – NRW-Digitalzuschuss Handel“ ins Leben gerufen. Bis zu 2.000 Euro können Betriebe mit weniger als 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erhalten – beispielsweise für Investitionen in digitale Bestellsysteme, E-Commerce, Anwendungen zur Kundenbetreuung und die Optimierung der Internetpräsenz. Nach über einem halben Jahr geht das Programm nun in die letzte Förderrunde: Online-Anträge für die Digitalzuschüsse können noch bis zum 30. Juni 2022 eingereicht werden. Dort können Interessierte zudem Informationen zu den förderfähigen Maßnahmen abrufen. Hierbei unterstützen auch die Digitalcoaches in NRW die interessierten Händler.

Allen voran natürlich unser Digitalcoach Thomas Dickenbrok, der so enorm effektiv als Netzwerker in OWL unterwegs ist. Im heute veröffentlichten Jahresbericht haben wir hierzu ein paar Sonderseiten eingefügt. Also einfach reinlesen oder im Internet „NRW Digitalcoach“ eingeben und schon finden Sie alle nötigen Informationen auch zu diesem wichtigen Thema!

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Delbrück am 09.06.2022
gez. Prof. Dr. Johannes Beverungen

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