Anhalten hohe Kosten und vielfältige Anforderungen – Pilotprojekt in Krefeld
zeigt Zukunftsfähigkeit der Branche
Krefeld/Hüls. Die Halbjahrespressekonferenz der Landesvereinigung der Milchwirt-
schaft Nordrhein-Westfalen e. V. (LV Milch NRW) fand auf dem Lefkeshof der Familie
Schleupen in Hüls statt. Der Geschäftsführer, Dr. Rudolf Schmidt, erläuterte die Lage auf
dem NRW-Milchmarkt: Die Verbraucherpreise für Milch und Milchprodukte seien in den
vergangenen Monaten auf einem stabilen Niveau. Die Butterpreise zögen leicht an, im
Handel deutlicher als auf der Erzeugerseite. Zahlreiche Anforderungen in Bezug auf
eine zukunftsfähige Landwirtschaft aus Gesellschaft und Politik würden zunehmend
auch vom Handel aufgegriffen. Dabei sei es jedoch sehr wichtig, die Basis hierbei mit-
zunehmen. „Mehrleistungen – sei es im Bereich Tierwohl oder Nachhaltigkeit – funkti-
onieren nur, wenn sie entsprechend honoriert werden“, so Hans Stöcker, Rheinischer
Vorsitzender der LV Milch NRW.
Der NRW-Milchmarkt in Zahlen
Die Milchanlieferung in NRW ist im Zeitraum Januar bis April im Vergleich zum Vorjah-
reszeitraum um 1,3, % leicht zurückgegangen. Insgesamt ist in Deutschland in diesem
Zeitraum die Milchanlieferung ebenfalls leicht rückläufig (-0,5 %), in der EU (+0,2 %) ist
im Zeitraum Januar bis April ein leichter Anstieg zu beobachten. Weltweit ist das Milch-
aufkommen der größten Exportländer im ersten Quartal unterschiedlich. Während
Nordamerika ein leichtes Minus von 0,3 % aufweist, ist auf der Südhalbkugel, im wich-
tigen Milchexportland Neuseeland, ein merklicher Rückgang um 2 % zu beobachten.
Gleichzeitig nimmt der Export aus Deutschland im Vergleich zum Vorjahr in vielen Pro-
duktgruppen wieder zu, insbesondere bei den Frischprodukten. Die Milchmenge am
Markt ist beständig und in etwa auf Vorjahresniveau. Die Notierungsergebnisse zeigen
sich im ersten Quartal 2024 bei Butter und Käse stabil, bei Magermilchpulver eher auf
niedrigem Niveau. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den derzeit anziehenden
Erzeugerpreisen wider. Trotz anhaltend hoher Verbraucherpreise in den ersten Jah-
resmonaten ist in allen Produktsegmenten ein leichtes Absatzplus zu beobachten. Ein-
zig bei der Konsummilch ist der Absatz erneut rückläufig, mit -1,3 % jedoch minimal.
Die Erzeugerpreise mit 43,12 Cent/kg für konventionell erzeugte Milch (4 % Fett, 3,4 %
Eiweiß) sind im ersten Quartal mit einem Minus von 15,7 % deutlich unter dem Vorjahr.
Auch wenn im Vergleich zum langfristigen Jahresmittel die Auszahlungspreise immer
noch überdurchschnittlich sind, relativiert sich dieses Ergebnis aufgrund der nach wie
vor sehr hohen Betriebskosten deutlich (Energie, Dünger, Kraftstoffe etc.). Für die Bio-
milcherzeugung ist mit einem Auszahlungspreis von im Mittel 53,02 Cent/kg die Situa-
tion mit 10,1 % unter dem Vorjahr tendenziell ähnlich, jedoch zieht der Biomarkt insge-
samt wieder stärker an.
Bundesweit einzigartiges Pilotprojekt „von der Kuh in den Tank“
Familie Schleupen bewirtschaftet ihren Milchkuhbetrieb in sechster Generation. Neben
der Milch und dem Futteranbau für die rund 250 Milchkühe mit Nachzucht wird seit
Anfang 2024 auch Wasserstoff aus Biogas als Pilotprojekt produziert. Grüner Wasser-
stoff, der CO2-frei auf Basis erneuerbarer Energien hergestellt wird, gilt als Schlüs-
selelement für eine langfristig nachhaltige Energiewende. „Das Ziel, effiziente Energie
aus Gülle und Mist zu erzeugen, ist durch das hier auf dem Hof stattfindende For-
schungsprojekt der RWTH Aachen und der Firma BtX energy GmbH ein Impuls, der
bislang noch keine monetären Gewinne einbringt“, so Betriebsleiter Bernd Schleupen,
„es geht hier vielmehr darum, die Anlage ans Laufen zu bringen und mit Jahreswechsel
in die gewinnbringende Vermarktung zu überführen.“ „In Punkto Image der Branche
jedoch sehr wohl ein Gewinn“, ergänzt Benedikt Langemeyer, Westfälischer Vorsitzen-
der der LV Milch NRW, der aufzeigt, dass die Branche sich in vielen Bereichen bewegt
und auf eine klimafreundliche Zukunft hinarbeitet, die den ohnehin systemimmanen-
ten Kreislaufgedanken der regionalen Milchwirtschaft um eine neue Ebene bereichert.
Gewonnen wird der Wasserstoff auf dem Lefkeshof durch Gasreformierung. Das Roh-
Biogas wird gefiltert und zu Wasserstoff und CO2 umgewandelt. Das passiert im
deutschlandweit ersten Biogasreformer, der seit März 2024 für den Quotenhandel zu-
gelassenen ist. Perspektivisch könnte eine Tankstelle am Hof später die Verteilung er-
möglichen – von der Verwendung als Antrieb von Bussen im Stadtverkehr, der eigenen
Nutzung auf dem Hof bis hin zum Abfüllen des Wasserstoffs in Flaschen und größeren
Behältern für den Transport zu externen Verwendungen, sind verschiedene Szenarien
denkbar.
Pressekontakt:
Frank Maurer, Tel.: 02151-4111-410
Leitung
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit